Kurz hinter der Grenze Costa Ricas fahren wir zum Übernachten auf eine Finca mitten im Dschungel, die von Schweizern betrieben wird und der von vielen Overlandern besucht wird. Auf dem riesigen Gelände gibt es hübsche kleine Cabanas für Reisende, jedes Haus mit eigener Terrasse und Hängematte. Gleich am Abend sehen wir eine ca. 10-köpfige Affenfamilie der Spider-Monkeys. Diese haben einen Greifschwanz der genauso lang ist, wie ihre Arme und Beine. Sie holen sich die reifen Früchte eines Grapefruitbaums und turnen kopfüber in den großen Bäumen über unserem Kopf herum. Die Kleinen bekommen jeweils ein kleines Stück einer Frucht in die Hände und es macht großen Spass den Tieren aus dieser Nähe zuzuschauen. Zwei Faultiere machen ihrem Namen alle Ehre und hängen an zwei anderen Bäumen ganz hoch oben in den Kronen. Sie bewegen sich nicht und sind deshalb auch ziemlich langweilig zu beobachten. Am angrenzenden Fluss sehen wir ein Krokodil im Wasser und am gegenüberliegenden Ufer sitzt ein sehr großer Leguan ganz weit oben in der Krone eines riesigen Urwaldbaums. Ich schieße ein Foto mit dem Teleobjektiv und erst auf dem Rechner sehen wir, dass zwei weitere, deutlich kleinere Tiere neben dem großen Männchen sitzen. Er hat eine rötliche Verfärbung angenommen, um bei den Weibchen zur Paarungszeit Eindruck zu schinden.
Wir sind total erstaunt, wie sich direkt hinter der Grenze die unglaublich artenreiche Fauna Costa Ricas zeigt. Begeistert sind wir auch von den hier wachsenden Urwaldriesen aller Art. Der Guanacaste sowie der Ceiba Baum beeindrucken durch imposante Höhe und ausladende Arme und unzählige Luftwurzeln.
Wir lernen auf dem Platz auch ein junges deutsch/französisches Pärchen mit 2 kleinen Kindern kennen, die den Kontinent mit Fahrrädern und Anhänger für die Kinder bereisen. Die Beiden haben uns bereits in Alaska gesehen und sich an unser Auto erinnert. Alaska! Das muss man sich einmal vorstellen. Mit dem Fahrrad von Alaska bis nach Costa Rica. Von hier wollen Marla und Daniel und den beiden Kleinen auch noch bis nach Patagonien fahren, wenn die Zeit bis zur Einschulung reicht.
Das nächste Ziel liegt wieder einmal am Pazifik und wir schauen von einem verlassenen Gemeindezentrum mit fantastischem Blick auf das Meer. Es ist heiß, heiß, heiß! Zum Glück finden wir einen traumhaften und perfekten Strand, wo wir unter schattigen Bäumen direkt am Wasser frei campen können. Der Strand heißt Playa Rajada (Rochenstrand) und bei unserer Wanderung von einer Bucht in die nächste, sehen wir auch warum. Zwei wunderschöne Adler-Rochen mit weißen Punkten auf schwarzer Haut schwimmen ganz vorne im flachen Wasser herum. Leider haben wir für die Fotos nur das Handy dabei. Wir sind völlig begeistert und beobachten die Tiere, bis diese wieder im tiefen Ozean verschwinden. Auf unserem Lagerplatz werden wir morgens und spätnachmittags von einigen sehr schönen und sehr frechen Vögeln besucht. Es handelt sich dabei um Langschwanzhäher. Sie haben lange blaue Schwanzfedern und ein lustiges Federhäubchen auf dem Kopf, so dass sie wie ein Irokese aussehen. Sie kommen ganz nah heran und fressen etwas von unserer Wassermelone. Während wir sie fotografieren, fliegen einige von ihnen ganz dicht über den Kopf und man das Gefühl hat, dass sie uns einen neuen Scheitel ziehen wollen. Als totaler Vogel-Fan bin ich restlos begeistert und Michael kommt auch aus dem Fotografieren nicht mehr heraus. An diesem Strand gibt es auch keine Insekten, sodass wir die Abende in völliger Ruhe, mit dem Sun-Downer in der Hand und einem spektakulären Sonnenuntergang vom Klappstuhl aus geniessen können.
Wir kommen nach Liberia, weil wir unseren Kühlschrank wieder auffüllen wollen und sind wieder einmal von einem Wandbild angetan. Ansonsten hat die Stadt nicht viel zu bieten. Dafür ist die Landschaft hier wunderschön. Pisten, riesige Bäume, grüne Hügel, immer wieder Leguane und Vögel wie Rabengeier begeistern uns.
Unser nächstes Ziel ist ein völlig abgelegener, einsamer und palmenbewachsener Traumstrand, die Playa Bongo auf der Nicoya Halbinsel. Wir fahren einige Kilometer Sandpiste, als plötzlich die hocherhobenen buschigen Schwänze zweier Nasenbären aus dem Gras auftauchen. Die Tiere kommen heraus und wir können diese kurz bewundern. Als wir anhalten bemerken wir, dass wir irgendwo auf der Fahrt hierher unsere hintere Dachreling abgerissen haben. Wir fahren noch einmal die letzten Kilometer der schmalen Piste zurück, können diese aber nicht wiederfinden.
Am nächsten Morgen entdecken wir am Sandstrand die Spur einer sehr großen Schildkröte aus dem Wasser heraus und wieder hinein. Hier hat in der Nacht eine Oliv-Bastard-Schildkröte ihre Eier im Sand vergraben. Leider ist das Gelege mit den ca. 80 Eiern komplett geplündert, wie die leeren Eierschalen zeigen. Der Übeltäter ist auch schnell ausgemacht, denn wir entdecken die Spur eines Nasenbären, die über den Strand bis zum Gelege führt. Die Natur ist grausam, kein einziges Ei ist übrig geblieben.